Jacob Böhme
In der Wikipedia steht geschrieben:
Jakob Böhme, zeitgenössisch Jacob Böhme, (* 1575 in Alt-Seidenberg bei Görlitz; † 17. November 1624 in Görlitz) war ein deutscher Mystiker, Philosoph und christlicher Theosoph. Hegel nannte ihn den „ersten deutschen Philosophen“, weil er als erster philosophische Werke in deutscher Sprache verfasste.[2]
Erstmals hörte ich von Jacob Böhme in dem Interview mit Ronald Steckel "Die seelischen Kräfte der Menschen", welches sie bei Bedarf hier ansehen können. Darin unter anderem zu hören, dass einige Zeitgenossen den Jacob Böhme durchaus als Bruder von Jesus von Nazareth bezeichnen würden. Das machte mich neugierig, mehr über den Mann aus dem sogenannten dunklen Mittelalter zu erfahren. Ich geb zu: da besteht wohl noch ein gewaltiger Bildungsbedarf. Auch bei youtube scheint es eine Menge Informationsmaterial über Jacob Böhme zu geben.
Aber selbstredend besorge ich mir einige haptische Bücher von diesem außergewöhnlichem Menschen, der der Menschheit wohl eine Menge mitzuteilen hat. Warum wurde er und seine Aussagen nicht im Schulunterricht einbezogen oder war ich da gerade Kreide holen? Na, alles hat seinen Grund. Aber man kann solche weisen Menschen nicht für alle Zeiten ignorieren, belächeln oder gar bekämpfen. Eines Tages wird das Gute siegen - wie immer das auch für die meisten bewussten und weniger bewussten Menschen aussehen wird.
Inhaltsverzeichnis
Die Sendung beim Deutschlandfunk Kultur
Aber nun zu Jacob Böhme. Anfangen werde ich mal mit der Sendung vom Deutschlandfunk Kultur - Eine Lange Nacht über den Mystiker Jacob Böhme. Liebe und Zorn. Von Ronald Steckel.
Einige Textstellen aus der Beschreibung zur Sendung möchte ich hier mit Quellenangabe einfügen:
Zu Lebzeiten von der Kirche als Ketzer verschrien, gilt Jacob Böhme heute als bedeutendster Autor der christlichen Mystik – obwohl er ein einfacher Schuhmacher war. Worin liegt die Faszination seines Denkens? Und was hat er uns heute zu sagen?
Nach einer Folge geistiger Durchbruchs- und Erleuchtungserfahrungen verfasste er 1612 als sprachmächtiger Autodidakt das Buch "Morgenröte im Aufgang„, ein Memorial seiner Visionen und ein grandioser Entwurf der Naturphilosophie und der kosmisch-geistigen Anthropologie, der einen radikalen Bruch mit kirchlicher Autorität bedeutete und die Erkenntnis- und Willensfreiheit des Menschen in den Mittelpunkt stellte.
Durch einen Denunzianten geriet eine Abschrift der in Freundeskreisen kursierenden Morgenröte in die Hände der lutherisch-orthodoxen Kirchenleitung der Stadt Görlitz. Böhme wurde kurzzeitig inhaftiert, man erteilte dem Autor Schreibverbot und klagte ihn öffentlich der Ketzerei an, konnte aber nicht verhindern, dass er in den politisch unabhängigen und geistig aufgeschlossenen Kreisen des niederschlesischen Adels bekannt wurde.
Sein Denken fasziniert noch heute
Und auch zu Beginn des 3. Jahrtausends hört der geheimnisvolle Mann aus Görlitz nicht auf, die Gemüter der Theologen, Philosophen, Kulturhistoriker und auch der Naturwissenschaftler zu bewegen. Eine nur die letzten drei Jahrzehnte umfassende Bibliographie der geisteswissenschaftlichen Arbeiten zu und über Jacob Böhme zählt an die 400 Titel. Seit 2017 wandert eine von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eingerichtete Ausstellung über den „mystischen Philosophen“ durch Europa.
Der schlesischer Lyriker und Theologe Angelus Silesius (1624-1677, schrieb über Jacob Böhme:
„Im Wasser lebt der Fisch, die Pflanze in der Erden, Der Vogel in der Luft, die Sonn‘ im Firmament. Der Salamander muss im Feur‘ erhalten werden, und Gottes Herz ist Jacob Böhmes Element.“
Friedrich Wilhelm J. Schelling (deutsche Philosoph, 1775–1854) brachte diese Gedanken zu Papier:
„Man kann nicht umhin, von Jacob Böhme zu sagen, er sei eine Wundererscheinung in der Geschichte der Menschheit und besonders in der Geschichte des deutschen Geistes. Könnte man je vergessen, welcher Schatz von natürlicher Geistes- und Herzenstiefe in der deutschen Nation liege, so dürfte man sich nur an ihn erinnern.“
„Er ist ohne Zweifel der umfassendste, reichhaltigste und mannigfaltigste von allen Mystikern.“
Ein weiterer deutscher Aufklärer und Schriftsteller, Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) reihte diese Buchstaben aneinander:
„Jacob Böhme, dessen Schriften alles das gediegen und in einer festen Masse enthalten, was uns seine albernen Nachfolger mit einer bloß scheinbaren Verständlichkeit verdünnt und verdorben übergeben, ist und bleibt einer der ersten Schriftsteller unserer Nation.“
Und ein letzter Absatz aus dem Kapitel - Gott in sich selbst finden
„So man aber will von GOtt reden, was GOtt sei, so muss man fleißig erwägen die Kräfte in der Natur, dazu die ganze Schöpfung, Himmel und Erden, sowohl Sternen und Elementa und die Kreaturen, so aus denselben sind herkommen, sowohl auch die heiligen Engel, Teufel und Menschen, auch Himmel und Hölle. Du musst aber deinen Sinn allhier im Geist erheben und betrachten, wie die ganze Natur mit allen Kräften, die in der Natur sind, darzu die Weite, Tiefe, Höhe, Himmel, Erde und alles, was darinnen ist und über dem Himmel, sei der Leib GOttes.“ (Jacob Böhme, „Morgenröte im Aufgang“, Kap. 1 u. 3)
Den kompletten Artikel und die dazugehörige Sendung beim Deutschlandfunk Kultur möchte ich ihnen hiermit ans Herz legen. Sie finden ihn hier:
Zitate von Jacob Böhme (Auswahl)
Weil sich's aber nunmehr will gänzlich offenbaren, als wie in einem großen hellen Spiegel, so ist wohl zu vermuten das der große Tag der Offenbarung nunmehr vorhanden ist, da sich die Grimmigkeit und das angezündete Feuer von dem Lichte scheiden wird. Darum soll sich selber keiner stockblind machen, denn die Zeit der Wiederbringung, was der Mensch verloren hat, die ist nunmehr vorhanden. Die Morgenröte bricht an - es ist Zeit, vom Schlafe aufzuwachen.
In allen Menschen liegt das Himmelsbild. Aber, in einem lebts, im anderen ist es unlebhaft.
Was du all je aus dir machest, das bleibest du in Ewigkeit.
Mach nur die Augen auf und du wirst sehen: Die Welt ist von Gott erfüllt.
Der Heilige aber hat seine Kirche an allen Orten bei sich und in sich.
Es gibt keine schönere Musik, denn so der Mensch von innen wohl zusammen ist gestimmt.
Gott hat mir Wissen gegeben. Nicht ich, der ich der "Ich" bin, weiß es, sondern Gott weiß es in mir.
In meinen eigenen Kräften bin ich so ein blinder Mensch als irgend einer ist, und vermag nichtes; aber im Geiste GOttes siehet mein ingeborener Geist durch Alles, aber nicht immerdar beharrlich; sondern wenn der Geist der Liebe GOttes durch meinen Geist durchbricht, alsdann ist die animalische (seelische) Geburt und die Gottheit ein Wesen, eine Begreiflichkeit und ein Licht. Nicht bin allein Ich also, sondern es sind alle Menschen also, es seien gleich Christen, Juden, Türken oder Heiden; in welchem die Liebe und Sanftmut ist, in dem ist auch GOttes Licht. (Jacob Böhme, „Morgenröte im Aufgang“, Kap. 22, Abschn. 51–52)
Literatur und Empfehlungen von und zu Jacob Böhme
Da mach ich es mir mal vorerst einfach und füge die Literaturempfehlungen des Autors der Langen Nacht (Auswahl) hier ein:
Jacob Böhme: Sämtliche Schriften, Faksimile-Neudruck der Ausgabe von 1730 (Amsterdam) in 11 Bänden. Begonnen von August Faust, neu herausgegeben von Will-Erich Peuckert, Stuttgart 1942–1961.
Ernst Benz: Der Prophet Jakob Böhme. Eine Studie über den Typus nachreformatorischen Prophetentums, Wiesbaden 1959.
Günther Bonheim u. Thomas Reghely (Hg.): Morgenröte im Aufgang, Böhme-Studien der Internationalen Jacob Böhme Gesellschaft, Bd. 4, Berlin 2017.
Andreas Gauger: Jakob Böhme und das Wesen seiner Mystik, 2. Aufl. Berlin 2000.
Paul Hankamer, Jakob Böhme. Gestalt und Gestaltung, Bonn 1924
Heiko Krämer: Jacob Böhme Lexikon, Ronnenberg 2020.
Ernst-Heinz Lemper: Jakob Böhme, Leben und Werk, Berlin 1976.
Ferdinand van Ingen, Jacob Böhme Werke, Frankfurt/M. 2009
Gerhard Wehr, Jakob Böhme in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 1971.
Leopold Ziegler: Menschwerdung Bd. I und II, Olten 1948.
Ausstellung in der Bibliotheca Philosophica Hermetica in Amsterdam zu Jacob Böhme
"Vom 14. Dezember 2019 bis 1. August 2020 präsentiert die Botschaft des freien Geistes (EFM) die Ausstellung „AUGE FÜR DIE WELT. Der visionäre Denker Jacob Böhme '. Diese internationale Wanderausstellung ist eine Zusammenarbeit der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der EFM und soll Jacob Böhme (1575-1624) als einen der größten deutschen Philosophen ehren.
Der Schuhmacher, der sich nicht an seine Maßstäbe hielt
Jacob Böhme war ein Schuhmacher von Beruf, aber ein Schriftsteller aus Berufung. 1600 hatte er eine Vision, die ihm einen umfassenden Einblick in die Geheimnisse der Natur und des Kosmos gewährte. Er brauchte über zehn Jahre, um diese Vision in seiner ersten StiftfruchtAurora zu verwirklichen. Als dies im Manuskript in Umlauf kam und sofort populär wurde, beschlagnahmten die örtlichen Behörden es 1613 und es wurde von der Veröffentlichung ausgeschlossen. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, mehr als dreißig Werke zu schreiben. Böhme war ein Verfechter der Toleranz: Er kritisierte Krieg, Gewalt und die Verfolgung von Minderheiten."
Quelle und weitere Informationen: https://embassyofthefreemind.com/nl/museum/143-tentoonstellingen-2
Weiterführende Links zu Jacob Böhme
Auch hier muss man das Rad, denke ich, nicht zweimal erfinden. Ebenfalls die Angaben und Links aus der angesprochenen Radiosendung.
Jacob Böhme in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften Görlitz
Internationale Jacob Böhme Gesellschaft
Aktuelle Ausstellung über Jacob Böhme in Amsterdam
Verlag Magische Blätter des 2020 neu begründeten „Jacob Böhme Bundes“
jacobboehmeonline.com (USA)
Ausstellung in Dresden – Das Leben des mystischen Philosophen Jacob Böhme (Deutschlandfunk, Kultur heute, 03.09.2017)
Mystik meets Zen – Jacob Räume Zen (Deutschlandfunk Kultur, Klangkunst, 23.12.2016)
Claudia Mönius: „Religion ohne Kirche“ – „Es geht darum, das Göttliche in uns selbst zu finden“ (Deutschlandfunk Kultur, Religionen, 22.03.2020)
Einzelnachweise
Eine Lange Nacht über den Mystiker Jacob Böhme -Liebe und Zorn- von Ronald Steckel im Deutschlandfunk Kultur vom 28.03.2020 (1 Jahr abrufbar [oder via Mediathekview bzw. der ARD Audiothek-App speicherbar(?)]